ENDLICH! Endlich kann ich euch den Beitrag zeigen. Bevor die Kinos geschlossen wurden, durfte Conny noch in die PV von Mulan. Das arme Mädchen muss seit einem halben Jahr schweigen. Doch jetzt… um genau zu sein morgen (04.09.2020) können endlich ALLE Mulan sehen. Leider nicht auf der großen Leinwand, aber im heimischem Kino. Exklusiv auf Disney+ könnt ihr Mulan streamen, zwar mit Aufpreis, aber im Kino hätte man ja auch Eintritt gezahlt.
Ich würde gerne wissen, bevor ich Conny das Wort übergebe, werdet ihr euch Mulan anschauen? Wartet ihr auch schon sehnsüchtig auf diesen Film? Oder denkt ihr euch, ich kann jetzt auch bis Dezember warten, da soll er frei auf Disney+ sein, für alle.
Und jetzt überlasse ich Conny das Wort!
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Ich sollte diese Review damit beginnen, dass ich gefühlte 15 Jahre Leidenschaft im Bezug auf Martials Art Filme, Hong Kong Cinema, und besonders asiatische Schlachtenfilme und Fantasy-Epen auf meiner Seite zu verzeichnen habe. Ich bin also nicht mit der Perspektive eines Disney-Fans in diesen Film gegangen. Dass Mulan eine meiner liebsten Disney-Prinzessinnen meiner Kindheit ist, ist reiner Bonus gewesen.
Die Story ist altbekannt, in der westlichen Seidenstraße vereint Bori Khan (Jason Scott Lee) mehrere mongolische Stämme und ruft zum Feldzug gegen das Kaiserreich aus, sodass ein Mann pro Familie in die Armee einberufen wird. Mulan, älteste von zwei Töchtern, läuft von Zuhause fort, um die Stelle ihres Vaters einzunehmen. Ein Versteckspiel beginnt, das die junge Frau vor Herausforderungen stellt, unter all den Soldaten zu bestehen. Letzten Endes zieht Mulan nicht nur in den Kampf, sondern muss herausfinden, wer sie wirklich ist. Eine Tochter, die verheiratet werden soll, oder eine Kriegerin, die mit ihrem Mut das Kaiserreich beschützt?
Yifei Liu verkörpert Mulan bis in die wehenden Haarspitzen
Ich wusste schon bei den ersten Ankündigungen, dass Yifei Liu eine tolle Mulan wird, und sie hat nicht enttäuscht. Bekannt aus „Forbidden Kingdom“ (im Übrigen auch mit Jet Li!) habe ich von Anfang an gesagt, dass sie die Actionszenen und den Charakter rocken wird. Die Verkörperung ihrer Mulan ist wie Stahl in Seide gehüllt. Sie ist klug, witzig, athletisch, stark, treu, mutig, … und ein herausragender Frauencharakter. Jedoch auch stolz und so erzogen, dass sie ihrer Familie Ehre bringt.
Wer braucht schon Li Shang?
Auch begrüße ich die Entscheidung, aus dem früheren Love Interest zwei Figuren zu machen. Commander Tung tut der Struktur des Films gut, obwohl, eigentlich muss Donnie Yen nur das präsentieren, was er eh sehr gut beherrscht: den ernsten Anführer mit den herausragenden Kampfkünsten, sei es unbewaffnet oder mit dem Schwert. Chen Honghui (Yoson An), das neue Love Interest, wirkt im Getümmel der anderen Soldaten etwas blass. Doch der Film nimmt sich die Zeit, dass die beiden sich annähern und es entspinnt sich eine zarte, sehr unschuldige Liebesgeschichte. Auch hier ein Pluspunkt für die Logik, als Soldat kann er nonstop, zum Teil gelungen komisch, mit ihr interagieren.
Ein sentimentales Tränchen habe ich bei Jet Li vergossen. Aufgrund seines Gesundheitszustandes hat er sich in den letzten Jahren rar gemacht und so ist seine Rolle als Emperor zwar winzig, auch wenn sie frühere Geschicklichkeit durchblitzen lässt.
Pluspunkt für den gesamten Cast: Niemand hat in der Originalversion die chinesischen Namen beim Aussprechen zerstückelt!
Stolz und würdevoll, Mulan punktet, ohne opulent zu sein
Nach dem bunten Zirkus, in den uns Aladdin geworfen hat, wirkt Mulan (bis auf den Palast des Emperors) beinahe schlicht. Trotz allem möchte ich die großteils historische Akkuratheit der Gebäude, der Städte, der Armee loben. Ein paar Fehler haben sich dennoch eingeschlichen, die man wohl für die Handlung in Kauf genommen hat, tatsächlich kann ich z.B. über die seltsame Formation des Regiments hinwegsehen. Oder dass die Lawine … nun ja. Ansonsten hat man sich wirklich Mühe gegeben, es authentisch wirken zu lassen, von der kleinsten Stickerei bis hin zum verzierten Jade-Schwert. Und Spoiler: Es werden keine Haare abgeschnitten! Endlich hat der Quatsch ein Ende.
Ich bin froh, dass die Macher sich die Zeit genommen haben, Mulan eine Backstory im Film und ihr einen Hang für Taichi zu geben. So machte die Ausbildung zum Soldaten und das Ausgleichen ihrer körperlichen Unterlegenheit deutlich mehr Sinn. Die Kampfszenen sind nicht das Nonplusultra, jedoch zufriedenstellend. Gut gecutet, mit genügend Tempo und vor allem technisch weitestgehend sauber. Wenn auch seltsam gewaltlos, blutige Schwerter sucht man vergeblich, selbst wenn beim Wegstecken der Klingen wie automatisch das Blut abgestreift wird.
Für Fans des Animationsfilmes, aber auch Kenner des Volksgedichtes
Obwohl der Handlungsverlauf dem des Zeichentrickfilms im Groben treu bleibt, sind viele neue Szenen entstanden, die Mulans Geschichte in eine erwachsenere Richtung lenken als das Slapstick-Spektakel aus 1998. Die neuen Szenen haben dem Storytelling gutgetan, im Gesamteindruck wirkt es dennoch verwirrend vertraut. Der wohl größte Unterschied zum Animationsfilm mit seinem nervig lauten Drachen, dem (ikonischen, aber) ständigen Gesang und der durch die Mangel gedrehten chinesischen Kultur: die Ruhe.
Die LA-Verfilmung von Mulan ist ruhig, in sich gekehrt – unterbrochen von den Actionsequenzen, logischerweise. Die meiste Zeit ist die Musik dezent, wenn auch emotional, der Szenenaufbau ist nicht gehetzt, die Dialoge sitzen, sind aber spärlich, dafür inhaltsschwer und stoisch. Ein paar gut gesetzte Lacher (ein paar mehr für Leute mit Hintergrundwissen), das meiste wird über Bildsprache und Mimik transportiert. Die Message ist nicht zu verachten, denn Mulan präsentiert gleich zwei starke Frauencharaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Kriegerin Mulan steht für ihre Überzeugungen ein, beschützt ihre Kameraden und räumt – in Disney-Manier – mit ihrem Frauenbild auf, zum Teil auf herzerwärmende Weise.
Die Geschichte einer ganz besonderen Tochter
Mein persönliches Highlight: Keinen Sohn vorzuweisen, galt im damaligen China als Schande, als Makel. Jedes Mal betont jedoch Mulans Vater, dass er mit zwei Töchtern gesegnet ist, wie erfüllt sein Leben mit seinen zwei Töchtern ist. Die Liebe zwischen Vater und Tochter trägt und beflügelt Mulans Geschichte, Chen Honghui ist nur süßes Beiwerk für die Zuschauer.
Fazit: Ich glaube nicht, dass Mulan die typischen Disney-Princess-Liebhaber begeistern wird, die vermutlich Aladdin und Frozen 2 gefeiert haben. Allerdings macht die LA-Verfilmung viele der kulturellen Fehler ungeschehen, die man uns 1998 aufgetischt hat. Als Filmfan von Martial-Arts-Werken und Asian Cinema wird man seine Freude haben über ein ruhiges Storytelling mit Hand und Fuß sowie ein actionreiches Fantasy-Spektakel, das einen durchaus zufrieden zurücklässt.
Handlung: nichts Neues, aber gut strukturiert, 8 / 10
Dialoge: 7 / 10
Animation: 8 / 10
Actionsequenzen: 7 / 10
Musik: Altbekanntes im neuem Gewand trifft auf epische Schlachtenuntermalung, 10 / 10
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