Es ist 18 Uhr also geht es jetzt in die letzte Runde mit der Kurzgeschichte.
Hier findet ihr die anderen Teile
Teil 1
Teil 2
Während wir das dichte Geäst weiter durchqueren, kommen immer mehr Erinnerungen von meinem Leben, meiner Familie und wer ich bin. Ich erfahre, dass ich eigentlich eine erfolgreiche Architektin bin und ein eigenes Büro habe. Ich sehe auch, dass das Haus, in dem wir leben, fast genauso aussieht wie das, in dem ich aufgewacht bin.
Da erkenne ich ein helles Schimmern zwischen den Bäumen. »Da muss der Waldrand sein«, rufe ich erstaunt aus. Das Lächeln meines Mannes erstirbt.
»Ja, da hast du recht«, sagt er traurig.
Verwirrt sehe ich ihn an. »Was ist los?« Wir haben den letzten Baum erreicht, doch ich kann nichts als ein helles Licht erkennen.
Als ich mir die Hand an die Stirn lege und die Augen versuche abzuschirmen, durchfährt mich ein scharfer Schmerz. Er droht mich von innen her zu zerreißen. Ich versuche mich dagegen zu wehren, doch der Schmerz bahnt sich immer weiter vorwärts, bis ich kaum noch atmen kann.
Dann kommen die Erinnerungen.
Ich sitze an meinem Schreibtisch im Büro und gehe noch ein paar letzte Punkte für den morgigen Termin durch, als mich das Telefon aus meiner Konzentration reißt. Genervt hebe ich ab, weil ich nur noch nach Hause zu meiner Familie möchte. Nach dem Termin habe ich endlich Urlaub und ein Weihnachtsfest zu planen.
»Spreche ich mit Frau Siebach?«, fragt eine müde Frauenstimme. Ich bejahe. »Es tut mir leid ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr Mann und ihre Tochter einen schweren Autounfall hatten.«
Erschrocken atme ich ein und ein Stöhnen drängt sich mir über die Lippen. »Was ist passiert?«, frage ich und meine Stimme zittert.
»Es gab Blitzeis und ein Auto geriet ins Schleudern und traf ihren Mann und ihre Tochter.«
Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen bilden. »Geht es ihnen gut?«, flüstere ich heiser ins Telefon.
Die Frau räuspert sich. »Beide sind bei dem Aufprall mit dem Auto direkt gestorben. Es tut mir leid.« Vor Schreck lasse ich das Telefon fallen und schreie einfach nur NEIN.
Wie mechanisch beende ich das Gespräch mit der Frau und starre aus dem Fenster. Es schneit schon den ganzen Tag, geht es mir durch den Kopf. Julia liebt Schnee und hat Niko wahrscheinlich so lange genervt, bis er mit ihr raus gegangen ist. Warum ausgerechnet meine Familie?
Damit endet die Erinnerung und ich schluchze. »Aber ihr seid doch hier?« Traurig lächelt Niko mich an. »Liebling, wie ich dir schon sagte, ist dies eine von dir erschaffene Welt, die du aus Selbstschutz erschaffen hast, um mit dem Schmerz fertig zu werden. Nichts hiervon ist real. Julia nicht und ich auch nicht. Du musst nur noch den einen Schritt wagen und uns hinter dir lassen.«
Ich schüttele meinen Kopf. »Wie kann ich euch hinter mir lassen? Ihr seid mein Leben«, hauche ich.
Niko legt sanft seinen Zeigefinger auf meine Lippen. Er haucht einen sanften Kuss auf meine Lippen. »Auch du bist mein Leben, Emmie, aber für uns war es an der Zeit, die Welt zu verlassen. Wir werden immer bei dir sein, doch wir können dich nicht weiter begleiten.«
Laut schluchze ich auf. »Niko, ich will nicht ohne euch leben.«
Er zieht mich in seine Arme, was ich ohne Protest über mich ergehen lasse. »Emmie, ich habe ein Geschenk für dich hinterlassen, das dich braucht. Du kannst dich nicht umbringen. Du musst nach vorne schauen und stark sein. Ich weiß, dass sich das leicht sagen lässt, doch ich bitte dich darum.«
Erstaunt sehe ich ihn an und lege eine Hand auf meinen Bauch. Ich wische mir die Tränen weg, doch sie wollen einfach nicht versiegen.
»Okay. Ich werde es für dein Geschenk machen«, sage ich mit zitternder Stimme, doch Niko schüttelt den Kopf.
»Ich möchte nicht, dass du dein Leben verschwendest, Emmie. Du bist noch so jung, gerade einmal dreißig Jahre alt. Du kannst nichts für diesen Unfall. Gib dir dafür nicht die Schuld.« Ich spüre, wie ein Teil der Schmerzen nachlässt. »Emmie, ich möchte, dass du nach vorne schaust. Ich möchte, dass du noch einmal glücklich wirst. Ich möchte nicht, dass du dein Leben wegwirfst und unglücklich bist und ich verlange nicht, dass du mich oder Julia vergisst.« Ich nicke und meine Tränen versiegen endlich. Dann wische ich tapfer die letzten Spuren weg. »Ich verspreche es dir, Niko«, flüstere ich.
»Ich verlange es auch nicht sofort, Liebling.«
Dann hebt er sanft meinen Kopf und küsst mich sanft, aber intensiv. Es ist ein langer, inniger Abschiedskuss. Als wir uns voneinander lösen, wende ich mich Julia zu und drücke sie fest an mich. »Ich werde dich nie vergessen, mein Schatz. Papi wird mit dir zurück gehen und ganz viele Schneemänner bauen, ja?« Sie strahlt mich an.
Ich atme einmal tief durch, dann trete ich ins Licht.
Als ich meine Augen öffne, liege ich auf meinem Sofa im Wohnzimmer unseres Hauses. Es ist leer ohne die Beiden und es tut weh, dass sie nicht mehr da sind, aber ich habe versprochen, dass ich nach vorne schauen möchte.
Das Telefon klingelt und schreckt mich komplett aus meinem Traum. »Ja?«, sage ich verschlafen. »Emmi, morgen ist Weihnachten. Kommst du zu uns zum Essen?«, fragt mich meine Mutter vorsichtig. Erst möchte ich ablehnen, doch Weihnachten mit dem Rest meiner Familie zu verbringen, wird mich auf andere Gedanken bringen.
»Ja, ich werde kommen. Ich habe auch noch etwas zu verkünden.«
Am nächsten Morgen hole ich mir als erstes einen Schwangerschaftstest, der sich tatsächlich als positiv entpuppt. Ein leichtes Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Den Schmerz und die Leere, die der Verlust meiner liebsten Menschen bei mir hinterlassen haben, werde ich so schnell nicht vergessen, doch ich habe nun einen Grund, weswegen ich stark sein muss.
Ich nenne es meinen Winterstern, weil dieses Kind mein Lichtblick in diesem traurigen und düsteren Winter ist. Der Winter, der mir alles genommen, aber auch so viel geben wird. Für mich klingt dieser Name richtig und fühlt sich gut an. Vor allem gibt er mir Kraft. Und Lebensmut.
Vor allem möchte ich nicht, dass ich mich vor dem Winter fürchte, denn Julia hat ihn geliebt. Ich darf nicht vergessen, dass alles sowohl eine positive wie auch eine negative Seite hat.
Vielleicht muss ich noch lernen, wie ich richtig mit meinem Schmerz umgehen muss, aber ich weiß, dass mein kleiner Winterstern mir sehr dabei helfen wird. Wie sagt man so schön? Wo eine Tür zufällt, öffnet sich irgendwo eine neue. Diese habe ich nun gefunden.
Deswegen habe ich mir auch überlegt, dass dieses Kind, sollte es ein Mädchen sein, Stella heißen würde. Würde ich einen Jungen bekommen, würde ich ihn Sirius nenne. Damit dieser kleine Stern auch immer ein Stern bleiben wird.
Nun ist die Kurzgeschichte zu Ende. Na wie fandet ihr sie? Falls ihr mehr von Alexis Snow jetzt lesen mögt, könnt ihr “Drachenblut” als eBook heute gewinnen.
Was ihr dafür tun müsst?
Einfach die Frage bis zum 07.12.2018* hier oder auf Facebook als Kommentar beantworten.
Wie heißt Emilies Tochter und aus wie vielen musste sie die richtige Tochter finden?
Die Gewinner werden hier und auf Facebook am 09.12.18* bekannt gegeben und sollten sich innerhalb von 3 Tagen bei mir melden, ansonsten wird neu ausgelost.
Das Rechtliche:
- Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
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- Ich übernehme keine Haftung bei Postverlust – Ihr erklärt euch damit einverstanden, dass eure Daten eventuell an den Sponsor des Gewinnspiels weiter gegeben werden
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- Seid 18 Jahre alt oder habt das Einverständnis eurer Eltern, das ihr eure Daten rausgeben dürft.
*Änderungen vorbehalten
Hallo und guten Tag,
Danke für die herzerwärmende Geschichte.
Die Tochter von Emilie heißt …..Julia…. und Emilie musste unter drei….die Richtige erkennen.
Guten Start in die neue Woche..LG..Karin..
Hallo,
unter 3 Mädchen musste sie ihre Tochter Julia erkennen.
Liebe Grüße
Tanja B.
Gewinner ist gezogen
Herzlichen Glückwunsch!
https://www.vampyswahn.de/gewinner-novemberkalender-2018/