Rückwärtswalzer: oder Die Manen der Familie Prischinger ist eine interessante und vor allem andere Familiengeschichte.
Worum geht es in Rückwärtswalzer? Hier hab ich erst mal den Klappentext für euch.
Als Onkel Willi stirbt, stehen der Drittel-Life-Crisis geplagte Lorenz und seine drei Tanten vor einer Herausforderung. Willi wollte immer in seinem Geburtsland Montenegro begraben werden. Doch da für eine regelkonforme Überführung der Leiche das Geld fehlt, begibt man sich kurzerhand auf eine illegale Fahrt im Panda von Wien Liesing bis zum Balkan. Auf der 1029 Kilometer langen Reise finden die abenteuerlichen Geschichten der Familie Prischinger auf kunstvolle Weise zueinander.
Mirl, die älteste der Schwestern, muss nach dem Krieg schon früh Verantwortung übernehmen und will nur weg aus dem elterlichen Gasthof, weg vom Land. Doch weder die Stadt noch ihre Ehe entwickeln sich so, wie sie es sich erträumte. Wetti interessiert sich bereits als Kind mehr für Tiere als für Menschen. Als Putzfrau im Naturhistorischen Museum kennt sie die Präparate der Sammlungen bald besser als jeder Kurator und als alleinerziehende Mutter einer dunkelhäutigen Tochter schockiert sie die Wiener Gesellschaft. Und Hedi, die Jüngste im Bunde, lernt Willi zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben kennen, an dem sie mit selbigem fast schon abgeschlossen hat. Denn die drei Schwestern haben in jungen Jahren einen schweren Verlust erlitten. Und sie alle geben sich die Schuld daran.
Auf der Leipziger Buchmesse habe ich bei dem Bloggertreffen von „Kiepenheuer & Witsch“ das Buch kennengelernt, da Vea aus diesem vorgelesen hat. Vea Kaiser hat das so gut gemacht, das ich wirklich neugierig geworden bin.
Daher ein großes Dankeschön an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar!
Wie hat mir das Buch gefallen?
Das Buch behandelt Vergangenheit und Gegenwart der Familie Prischinger. Die Idee fand ich wirklich gut. Die Gegenwart war nicht langweilig, aber ich mochte es lieber die Vergangenheitssachen zu lesen und war immer traurig, wenn das vorbei war. Man muss aber auch sagen, das Vea eine super Verbindung immer zwischen Vergangenheits- und Gegenwartskapitel erschaffen hat. Ich fand das sehr beeindruckend. Auch muss ich sagen, dass ich Familiengeschichten, in so einer Art, selten bis eher gar nicht lese. Daher war es was anderes, gut aber nicht grandios. Wäre die Story vielleicht nur die Geschichte der Prischinger Geschwister gewesen hätte es mich vielleicht mehr abgeholt.
Das ändert aber nichts daran, das Vea Kaiser eine sehr humorvolle Art hat zu schreiben. Man merkt, abgesehen davon das es in Wien spielt, das Vea selber auch Österreicherin ist. Es gab da das ein oder andere Wort was ich wirklich googeln musste, weil ich keine Ahnung hatte was es heißen soll. Aber das fand ich gar nicht schlimm.
Es war super für eine Pause von Fantasy und Dystopie, was ja mein Hauptgenre ist. Mir hat es total Spaß gemacht die Tanten kennenzulernen, ihre Gedanken sind teilweise so verrückt. Am Anfang war ich von Lorenz auch etwas genervt mit seiner Drittel-Live-Crises, doch im Laufe der Geschichte, möchte man sich schon gern neben ihn setzen, wenn da nicht wer anders sitzen würde, und auf ihn einreden. Die Tanten können einen schon beim Lesen in den Wahnsinn treiben und daher hab ich irgendwann doch Mitgefühl gehabt für Lorenz.
Vea Kaiser nimmt einen gut 430 Seiten, auf eine emotionale, nachdenkliche aber auch humorvolle Reise mit. Für mich wäre mehr Vergangenheit interessanter gewesen, dennoch ein perfektes Zusammenspiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Wer von euch kennt Rückwärtswalzer? Wer hat schon was von Vea Kaiser gelesen?